Sehr geehrte Damen und Herren,
wenn von Mitarbeitermotivation die Rede ist, kommt man unweigerlich am Thema "Lob" nicht vorbei. Lange Zeit galt die schwäbische Haltung "Nicht geschimpft ist genug gelobt" bereits als durchaus ausreichend. Kein Tadel oder Kritik sollte dann vom Mitarbeiter bereits als Lob verstanden werden. Nun ja, dies hat auch viele Jahre gut funktioniert, denn in vergangenen Generationen wurden unsere Kinder eher zu Selbstkritik und nicht zum Stolz auf gute Leistungen erzogen. Das Sprichwort "Eigenlob stinkt" war die stets im Gedächtnis vorhandene Bremse für das Loben einer guten Leistung. Doch Werte und Erziehung haben sich geändert und es scheint, als hätte sich die heutige Einstellung zu Lob ins Gegenteil umgekehrt. Eltern loben heutzutage gerne überschwänglich und versuchen oftmals alle Probleme und Schwierigkeiten von ihren Kindern fernzuhalten. Diese gut gemeinte Einstellung führt leider dazu, dass Kinder keinerlei Frusterlebnisse erfahren dürfen und somit auch schwer mit Frust umgehen können. Sie lernen nicht mehr, Frust auszuhalten, an einem Problem hartnäckig dran zu bleiben und sich selbst dadurch ein Erfolgserlebnis zu schaffen. Stattdessen wünschen sie sich permanent eine sofortige Belohnung für Ihr Verhalten. Diese Kinder sind inzwischen in der Erwachsenenwelt angekommen. Die gelernte Grundhaltung für alles und jedes Aufmerksamkeit und Anerkennung zu bekommen ("Likes" ) ist inzwischen bei vielen dieser jungen Menschen so tief verankert, dass eine Korrektur dieser Prägung unmöglich ist oder es sehr lange dauert, bis eine Änderung sichtbar wird. Die Vorstellung, man müsse und könne diese Menschen einfach anders erziehen, ist meistens eine gut gemeinte Illusion. Erfolgversprechender ist, dass sich Ihre Führungskräfte auf das veränderte Verhalten und die daraus resultierend Erwartungshaltung einstellen und lernen mit diesen Menschen auf eine andere Art umzugehen. Hier helfen z.B. Kombinationen aus Verbesserungsanregungen gepaart mit Wertschätzung oder eine Präzisierung der Arbeitsregeln, so dass es diesen Menschen leichter fällt, diszipliniert und organisiert zu arbeiten. In vielen Fällen sind Menschen dieser Prägung sogar äußerst dankbar, wenn man Ihnen klar verständliche und genaue Leitlinien und Regeln gibt, die sie dann frustfrei einhalten können. Wir wünschen Ihnen viel Geduld, gute Nerven und Erfolg bei der Führung Ihrer Mitarbeiter.
Mit freundlichen Grüßen
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