Sehr geehrte Damen und Herren,
Im Sport gilt der Zweite als erster Verlierer und in Unternehmen bzw. von Beratern wird oftmals das Gute als der Feind des Besseren bezeichnet. Das ist nichts Neues, denn bereits als Kinder lernen wir, dass jede Schulnote stets ein bisschen besser hätte sein können. Selbst Bestnoten werden ab und an mit dem Hinweis auf eine schwächere Note in einem anderen Fach gekoppelt. Ein Lob wird aus Motivationsgründen meist mit einem "aber" verbunden. Ihre Auszubildende hat eine hervorragende praktische Prüfung absolviert? Kein Problem, diese Leistung darf hervorgehoben werden und weil es so motivierend ist, wird ergänzt, dass in der Theorienote noch Luft nach oben ist. Wir sind inzwischen bestens darauf trainiert, eine gute Leistung positiv wahrzunehmen, nur um sie im gleichen Zuge durch eine vermeintlich notwendige Kritik oder durch eine negative Darstellung herabzusetzen. Ein Beispiel: Wenn von 10 Mathematikaufgaben nur eine Aufgabe falsch gelöst wurde, dann heißt das meist: "Eine von 10 ist falsch" und nicht, "9 von 10 sind richtig" . Es ist ein weit verbreitetes Muster, das auch täglich in Politik und Medien beobachtet werden kann. Ein Beschluss wird positiv zur Kenntnis genommen, nur um im Nachsatz allen mitzuteilen, dass der Beschluss natürlich mal wieder nicht weit genug oder zu weit ginge. Dieses Verhaltensmuster nervt nicht nur den ein oder anderen, sondern ist noch dazu schädlich, denn es produziert Unzufriedenheit und Frust, alles unter dem Deckmantel einer guten Absicht bzw. dass es nur gut gemeint wäre - ist es aber nicht. Dabei können Sie dies leicht abstellen, indem Sie einfach bei jedem Lob den Nachsatz beginnend mit "aber" ab sofort weglassen. Und schon sind die Auswirkungen motivierend und positiv. Fokussieren Sie sich bei Lob auf das Lob selbst und kritisieren Sie, wenn dies notwendig ist, zu einem anderen Zeitpunkt. Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf die gelungenen Leistungen und erweisen Sie Ihren Mitarbeitern den Respekt für diese Ergebnisse, den sie verdienen. Und wenn Sie selbst Empfänger eines Lobes sind, achten Sie einfach einmal darauf, ob Ihr Gegenüber dies nicht durch einen kleinen Nachsatz wieder entkräftet. Seien Sie gespannt, wie oft Sie dies, einmal dafür sensibilisiert, persönlich erleben können.
Mit freundlichen Grüßen
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