Sehr geehrte Damen und Herren,
"Früher waren unsere Auszubildenden kreativ, heute kommen sie nur noch auf dumme Gedanken." Ein kleines Zitat aus einem Gespräch mit einem leicht genervten Produktionsleiter einer Bäckerei. Vielleicht etwas zu pauschal formuliert, aber dennoch wird dies immer wieder in dieser Weise von Ausbildungsverantwortlichen geäußert.
Aussagen in dieser Form polarisieren zum einen und spiegeln zum anderen die aktuelle Verhaltens-Symptomatik unserer Nachwuchskräfte wider. Sicherlich gibt es keine einfach zu erkennende Ursache, aber es gibt Erklärungsversuche.
Viele junge Menschen werden heute zur Untätigkeit erzogen. Vergleichen Sie einfach einmal Ihre Kindheit mit der Situation von Kindern und Jugendlichen heute. Früher war nicht alles besser, nein, darum geht es nicht, aber früher waren mehr Bewegung und ein deutliches Plus an Aufgaben und Pflichten angesagt. Kleinigkeiten wie Rasenmähen, Straße fegen, Abwasch machen, zur Schule zu Fuß (ja, es ist fast unglaublich, aber früher gingen die meisten Kinder zu Fuß zur Schule), mit Anpacken bei allgemeinen Arbeiten usw. wurden von uns erwartet, ja, erfordert. Diese Liste lässt sich beliebig fortsetzen.
Auch die Freizeitbeschäftigungen waren definitiv anders. Trafen sich Kinder und Jugendliche noch auf frei zugänglichen Spiel- und Sportplätzen (die gab es damals noch), so treffen sich heute viele nur noch Online. Automatisierung in allen Bereichen des privaten Lebens und ein "Rundum-Sorglospaket" überfürsorglicher Eltern verhindern eine eigenverantwortliche Entwicklung, mit dem Ergebnis, dass diesen jungen Menschen mit 18 oder 20 Jahren orientierungslos sind oder scheinen. Betreuung statt Erziehung ist das Maß der Dinge.
Nein, es geht hierbei nicht um Frust, der ist fehl am Platz, sondern es geht um das Verstehen, warum es schwierig ist, diese jungen Erwachsenen auszubilden, warum es Mühe macht und warum es sich doch immer wieder lohnt, deren Potential zu heben und diese jungen Menschen weg von dummen Gedanken hin zu einer guten Kreativität zu führen. Die allermeisten "wollen", haben aber oftmals nicht gelernt, wie "wollen" geht.
Wir wünschen Ihnen gute Nerven und viel Freude bei dieser wichtigen Aufgabe.
Mit freundlichen Grüßen